Ein Segeltörn auf den Seychellen hat mich inspiriert einen
Blog über Nachhaltigkeit im Segelsport zu schreiben.
Um was geht es primär?
Segeln wird im allgemeinen als sehr nachhaltiger Sport beschrieben. Trotz des CO 2 Abdrucks beim Bau und beim Unterhalt von Yachten oder Segelreviere die bereits Schäden an Fauna und Flora zeigen, durch übermäßigem Yacht Tourismus etc. Da sail & more diesen Yachttourismus fördert, aber auch die Nachhaltigkeit auf seine Fahne geschrieben hat erzähle ich von meinen Beobachtungen der letzten 30 Jahre und wie sich der Yachtsport, aus meiner Sicht, entwickelt hat. Als Beispiel dient ein Segeltörn auf den Seychellen im Frühjahr 2022. Durch diverse Corona Verschiebungen und Upgrades landeten wir auf einem sehr luxuriösen Katamaran mit allem was das Herz begehrt an Comfort. Die Klimaanlage, der Watermaker, der Generator, die Flybridge, elektrische Winschen etc. die das Gewicht des Katamarans auf gnadenlose 16 Tonnen hochgepeitscht haben waren Stein des Anstoßes für diesen Blog. Ich muss vorab sagen, dass ich kein Freund von Klimaanlagen, den dazugehörigen Generatoren und Watermakern bin. Diese Abneigung rührt von jahrelangen Erfahrungen. Aber fangen wir von vorne an. Der unerlässliche Generator für die Klimaanlage brummt so vor sich hin und führt schon beim Beziehen der Kojen zu Streitigkeiten. Man tauscht das schlechte Schlafen wegen zu heißer Luft gegen nicht schlafen können wegen Brummen des Generators. Was folgt ist die Temperatur. Nicht jede Klima hat eine Klima Tronic in der Kabine. Dann geht das Gestreite gleich weiter wegen unterschiedlicher Temperaturempfindungen. Ganz zu schweigen vom Kühlwasseraustritt des Generators, der ja plätschert. Meine Abneigung laufen auf die genannten Probleme zurück.
Ich bin ein Freund von Ressourcen sinnvoll einsetzen und sich Gedanken machen wo kommt das Wasser her, wo geht es hin, wo kommt die Verpflegung her und was machen wir mit Verpackungsmaterialen und Abfall etc. Der Watermaker eliminiert erst mal oberflächlich betrachtet das Problem des Wassermangels an Bord. Es wird einfach aus Meerwasser gewonnen. Hierzu ist allerdings Energie notwendig die der Generator, oder die Hauptmaschinen zur Verfügung stellen. Wir hatten 1000 Liter Frischwasser an Bord und das reicht bei sorgfältiger Nutzung für 8 Personen ca. 4-5 Tage was einem Wasserverbrauch von 25-30 Liter pro Tag pro Person entspricht. Man stelle sich 5 -6 Mostkanister a 5 Liter vor, die man pro Tag verbrauchen könnte, bevor der Tank nach 4 - 5 Tagen leer ist. Seit dem ersten Tag in den Seychellen wurde immer, wenn der Generator lief auch der Watermaker angeschaltet mit dem Argument, das kostet ja dann nix.
Kleine Rechnung:
Um 100 - 120 Liter pro Stunde Wasser zu produzieren benötigt man ca. 1 Liter Diesel. Um den Tagesbedarf von ca. 25 – 30 Liter pro Person zu decken muss der Generator/Watermaker ca. 2,5 - 3 Stunden laufen/Tag. Macht ca. 2,5 – 3 Liter Diesel. Mag einem nicht viel vorkommen, allerdings könnte man nach 4-5 Tagen auch Wasser nachtanken an einer Versorgungsstelle. Vorteil: Kein Lärm durch den Generator und man hat in den 4 – 5 Tagen ca. 10 – 15 Liter Diesel gespart. Für die Zwei Wochen sind das dann ca. 30 – 45 Liter Diesel.
Wegen der Klimaanlage und dem Watermaker war der Generator gefühlt ständig in Betrieb, was meiner Vorstellung von ruhigem Dahinsegeln widersprach.
Das Argument, wenn der Generator eh läuft, kann man ja auch Wasser machen führte zur Überlastung des Generators, indem die Sicherungen rausgeflogen sind. So viel zu Energie im Überfluss.
Der 16 Tonnen Katamaran:
Man muss nicht viel Segelkenntnisse haben, dass so eine schwere Kröte nicht besonders gut zu segeln war. In den Seychellen sind die Distanzen überschaubar und egal wie schnell man fährt gelingt es immer bei Tageslicht von A nach B zu segeln. 3 Knoten Fahrt durchs Wasser waren einfach nicht schnell genug und es wurde überwiegend unter Motor gefahren. Jetzt wurde der Generator zugeschaltet, um die Wassertanks wieder zu füllen. Dass wir einen Tag später im Hafen die 1000 Liter Tanks der Yacht hätten füllen können, war unwichtig.
Dass es anders gehen kann, haben zwei Katamarane bewiesen, die parallel gesegelt sind und keinen Watermaker und keine Klima hatten. Diese beiden Katamarane sind fast ausschließlich gesegelt und kamen zwar etwas später am Ankerplatz an, aber sie sind gesegelt. Nach zwei Tagen akklimatisieren haben die Crews unsere Klimaanlage als unangenehm empfunden. Diese beiden Katamarane haben Wasser nachgebunkert an zwei Häfen, die wir auch angelaufen sind, allerdings mussten wir kein Wasser bunkern da einen Tag vorher mit dem guten fossilen Brennstoff die Tanks vollgemacht wurden.
Den Unterschied hatten wir an der Tankstelle gesehen. Unser Katamaran hatte 500 Euro Der Zweite Kat hatte 190 Euro und der Beste Kat 90 Euro Spritkosten. Letzterer Kat hatte meiner Auffassung die beste Stimmung an Bord.
Obwohl das ein toller Segeltörn war mit großartigen Landschaften und fantastischen Ankerplätzen, hätte man mit wenig Aufwand sehr viel nachhaltiger ohne wesentliche Einschränkungen diese Reise machen können. Letztendlich wurde Unmut geäußert über eben genau diese Luxusdinge wie falsche Temperatur und Lautstärke des Generators etc. Diese Problem hatten die anderen Schiffe nicht, da sie keinen Generator, Klima, oder Watermaker hatten. Wirkliche Komforteinbußen hatte keiner in diesem wunderschönen Revier.
Mein Eindruck, seit ich segle: je mehr Komfort auf den Segelschiffen einkehrt, desto unzufriedener werden anscheinend die Menschen. Was waren das noch für Zeiten als wir auf Rohrkojen geschlafen haben und am Heck mit Salzwasser Shampoo geduscht haben 😊
Es verwundert nicht, dass auf unserem Schiff der Satz fiel „Friday for Future sollen erst mal in die Schule gehen und was lernen, bevor sie uns Vorschriften machen“
Trotz diesem faden Nachhaltigkeits-Beigeschmack war es ein toller Törn und beim nächsten mal versuche ich die 90 Euromarke zu knacken, ohne auf Komfort verzichten zu müssen.